Lokalisation von Apraxien

Unter einer Apraxie versteht man die Störung des richtigen Einsatzes von Werkzeugen, kommunikativer Gesten, zielgerichteter Handlungen, Imitieren von Handstellungen und Mimik bei neurologisch intakter Motorik, d.h. keiner Lähmung, keiner Koordinationsstörung und auch keiner Sensibilitätsstörung. Apraxien treten meist zusammen mit Aphasien auf – umgekehrt werden nur wenige Aphasien von einer Apraxie begleitet. Man unterscheidet klinisch traditionellerweise verschiedene Unterformen.

 

Ist die Pantomime des Objektgebrauchs gestört, spricht man von einer ideomotorischen Apraxie. Es liegt dabei eine Störung der Handlungsplanung, d.h. des „how to do“ vor. Im Alltag kann diese durch die sensorische Rückkopplung kompensiert sein, fällt aber eben bei der Aufforderung zur Pantomime (oder auch in der Physiotherapie) auf. Diese Apraxieform tritt v.a. bei Läsionen der perisylvischen Sprachregion auf und geht meist mit einer zumindest milden Aphasie (und einer Störung kommunikativer Gesten) einher:

Lok ideomotor Apraxie.png
 

Gelingt auch der konkrete Objektbebrauch nicht, ist der Patient ratlos, was zu tun ist (Störung des „what to do“), spricht man von einer ideatorischen Apraxie. Diese tritt typischerweise bei ausgedehnten temporalen (semantisches Wissen) und fronto-parietalen (mechanisches Verständnis) Läsionen auf und wird immer von einer Aphasie begleitet:

Lok ideator Apraxie.png
 

Ist das Imitieren von (unsinnigen) Handstellungen nicht möglich, so liegt immer eine Läsion des linken Parietallappens vor. Ist die Läsion auf den Parietallappen beschränkt, so sind kommunikative Gesten noch möglich (nicht jedoch bei gleichzeitig frontaler Läsion). 

Lok Imitieren.png
 

Mit einem gestörten Imitieren von Handstellungen geht meist auch eine Autotopagnosie einher, welche ihrerseits Ausdruck einer Läsion des linken unteren Parietallappens ist.

Besteht eine Einschränkung, Mimik auf Aufforderung oder durch Imitation einzusetzen, spricht man von einer buko-fazialen Apraxie. Die spontane Mimik ist dabei typischerweise nicht beeinträchtigt. Die Läsion liegt dann im Bereich der vorderen Insel und angrenzenden Teilen des unteren Frontallappens und der motorischen Zentralwindung.

Literatur

Goldenberg G. Neuropsychologie, Grundlagen, Klinik, Rehabilitation, Urban & Fischer 2007.

Schnider A. Verhaltensneurologie, die neurologische Seite der Neuropsychologie, Thieme 1997.

Hufschmidt A et al. Neurologie compact, Thieme 2013.