Begleit- und Folgestörungen bei ADHS im Erwachsenenalter

 

Gerade wenn eine ADHS in der Kindheit/Jugend nicht erkannt und somit auch nicht behandelt wurde, sind Begleit- und Folgestörungen häufig. Manche solche Komorbiditäten sind mehr Ausdruck der neurobiologischen Neigung der Betroffenen, psychische Störungen zu entwickeln. Andere sind die Folge von Kompensationsmechanismen (Zwanghaftigkeit) oder der Selbstbehandlung (Abhängigkeiten). Auch wenn die Angaben zur Häufigkeit schwanken, ist diese doch eindrücklich hoch:

 
 

Die folgende Graphik zeigt die wichtigsten Komorbiditäten und auch deren Beziehung zur ADHS auf:

 

Legende der Bedeutung der Pfeile:

 

Eine ADHS im Erwachsenenalter kann Depressionen, Erschöpfungszustände, Angst- und Zwangsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen mitverursachen. Alle diese Störungsbilder können ihrerseits wieder die Symptome der ADHS verstärken. Abhängigkeiten können zudem eine ADHS ‘mitverursachen’. Nicht in dem Sinne, dass jemand wegen des Konsums von z.B. Cannabis eine ADHS entwickelt (eine ADHS muss definitionsgemäss seit der Kindheit bestehen), sondern dass gerade z.B. Cannabis biologisch das Aufmerksamkeitssystem schwächt.

Von einer ADHS betroffene zeigen Symptome, die nicht selten denen einer bipolaren affektiven Störung (‘manisch-depressiv’), einer Angststörung, einer posttraumatischen Belastungsstörung oder einer emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung (‘Borderline’) ähneln. Die Diagnosen können gleichzeitig bestehen oder auch verwechselt werden.

Natürlich kann nicht bei allen von z.B. einer Angststörung betroffenen auch eine ADHS diagnostiziert werden. Wenn die Behandlung hartnäckig ist oder wenn im Längsschnitt über die Jahre immer wieder zusätzliche Störungen auftreten, so ist es sinnvoll, zu evaluieren, ob eine ADHS als wesentlicher Faktor zugrundeliegen könnte.